Biologie

Das Aussehen

Das Aussehen einer Ziege variiert von Rasse zu Rasse. Jedoch kann man allgemeine Maße angeben. Die Körperrumpflänge kann zwischen 100 und 180 cm und die Schulterhöhe zwischen 65 und 105 cm liegen. Der Schwanz ist meist 10 bis 20 cm lang. Das Gewicht hängt stark von der Größe der Ziegen ab und schwankt daher zwischen 25 und 150 kg. Böcke sind dabei schwerer als Geißen.

Das Fell ist je nach Rasse einmal kurz und einmal lang und dicht. Allerdings haben Ziegenböcke an Hals und Brust meist ein langes Fell. Außerdem haben sie einen längeren Bart als Geißen, wobei das auch von der Rasse abhängig ist. Am Hals kann man auch bei manchen Ziegen kleine Auswüchse sehen. Diese werden Bommeln oder Glöckchen genannt. Der Kopf kann grazil sein wie bei den Weißen Deutschen Edelziegen, aber auch wuchtig wie bei den Burenziegen. Auch die Ohren sind immer unterschiedlich. Einmal stehen sie ab und ein anderes Mal hängen sie ganz nach unten.

Wie man hier sehen kann, unterscheidet sich das Fell von Ziege zu Ziege.
Wie man hier sehen kann, unterscheidet sich das Fell von Ziege zu Ziege.

Die Sinne der Ziege

Die Sinnesleistungen der Ziege sind enorm. Der Geruchssinn spielt im Leben einer Ziege eine äußerst wichtige Rolle. Ziegen können mit der Riechschleimhaut und dem jacobsonschen Organ riechen. Das jacobsonsche Organ wird für das Flehmen genutzt, wobei der Kopf gehoben und das Maul geöffnet wird. Ziegen riechen ihre Artgenossen und erkennen damit brünstige Sexualpartner.

Das jacobsonsche Organ befindet sich hinter den Schneidezähnen im Gaumen. Es reicht bis zur Nasenhöhle und analysiert Gerüche.

Die Lippen spielen nicht nur beim Flehmen eine Rolle, sondern auch beim Tasten. Dieser Sinn findet sich nämlich besonders stark auf den Lippen, weil diese die Nahrungsmittel auseinanderhalten. Ziegen können zwischen süß, salzig, sauer und bitter unterscheiden, wobei sie Bitter- und Gerbstoffe besser vertragen als andere. 

Die Ohren der Ziegen können umfassende Frequenzen wahrnehmen. Außerdem bewegen sich die Ohren in die Richtung des Geräuschs. So sind sie quasi ein Verstärker des Geräuschs.

Obwohl Ziegen Farben nur mittelmäßig wahrnehmen können, sehen sie gut im Nah- und Fernbereich. Die horizontalen Pupillenschlitze ermöglichen den Ziegen eine Rundumsicht von ungefähr 270°. Die Pupillen sind auch der Grund dafür, dass die Tiere auch bei Sonne gut sehen können.

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Der Verdauungstrakt

Ziegen sind Wiederkäuer, was bedeutet, dass sie im Oberkiefer keine Schneidezähne, sondern eine hornähnliche Gaumenplatte haben. Wenn sie fressen, klemmen sie die Nahrungsmittel zwischen den Schneidezähnen und der Gaumenplatte ein und reißen mit einem Ruck den Kopf in die Höhe. Die Lippen bringen das Futter dann in die Maulhöhle. Dort wird es mit den Backenzähnen zerkleinert und eingespeichelt. So bewegt es sich besser in der Speiseröhre. An die Speiseröhre schließt der Magen an, der wie bei allen Wiederkäuern aus mehreren Mägen besteht: Pansen, Netzmagen, Blättermagen und Labmagen.

Wenn die Nahrung nun zerkleinert und eingeweicht wurde und die Speiseröhre passiert hat, gelangt sie in den Netzmagen. Danach kommt sie weiter in den Pansen. Dort wird die Nahrung weiter zerkleinert und mit Pansensaft versetzt. Im Pansen befinden sich viele positive Bakterien und Enzyme, die zum Beispiel aus Ammoniak Eiweiß produzieren oder Zellulose spalten. Der Brei, der dabei entsteht, bewegt sich danach wieder zurück in Richtung Netzmagen und über die Speiseröhre ins Maul. Dann wird wiedergekäut. Zwischen Fressen und Wiederkäuen vergeht meist circa eine halbe Stunde.

Wie gelangt eigentlich die zerkleinerte Nahrung vom Magen wieder ins Maul? Die Ziege atmet stark ein, wodurch ein Sog (Ructus) entsteht, der die Nahrung nach oben befördert. Außerdem wird damit gleichzeitig die Stimmritze in der Luftröhre geschlossen. Nach dem Wiederkäuen wird der Brei in den Blättermagen befördert. Dort wird der Nahrung das Wasser durch Auspressen entzogen und wieder zerkleinert. Weiter im Labmagen werden Eiweißverbindungen abgebaut. Danach spalten die Verdauungssäfte (Bauchspeichel- und Gallensaft) die Nahrung im Dünndarm. Der Dickdarm ist wie der Blättermagen dafür zuständig, dem Nahrungsbrei Wasser zu entziehen. Das geschieht im letzten Abschnitt des Dickdarms, dem Mastdarm. Daneben wird im Dickdarm auch der Kot gebildet, der über das After ausgeschieden wird.

Das ist der Verdauungsprozess einer erwachsenen Ziege. Bei Lämmern ist er verkürzt. Die Ziegenlämmer nehmen nur Milch auf und keine Zellulose oder andere Bestandteile. Deshalb wird das Wiederkäuen ausgelassen und die Milch gelangt über die Psalter- oder Blättermagenrinne sofort in den Labmagen. Wie schon angesprochen baut der Labmagen Eiweißverbindungen ab. Das geschieht auch mit dem Milcheiweiß.

Das Urogenitalsystem

Bei Ziegenlämmern können Halter*innen das Geschlecht gleich nach der Geburt feststellen: Man kann entweder einen Penis am Bauch sehen oder eine schlitzartige Scheide.

Das Geschlecht eines Lamms kann man sofort nach der Geburt feststellen.

Die kleinen Böcke bilden mit der Zeit einen großen Hodensack mit den Hoden aus. Bis zur Ejakulation bzw. Resorption werden die Spermien im Nebenhoden aufbewahrt. Kommt es zu einer Ejakulation, so kommen die Spermien über den Samenleiter im Penis in die Scheide der Geiß.

Die Genitalorgane einer Geiß sind Schamlippen, Scheide, Gebärmutter und jeweils zwei Eileiter und Eierstöcke. Euter, Scheide und Schamlippen wachsen während der Entwicklung einer jungen Geiß. Der Eisprung wird durch Umweltreize beeinflusst. Dazu gehören unter anderem die Lichtverhältnisse, die Futterqualität und die Nähe eines geschlechtsreifen Bockes. Diese Verhältnisse führen dazu, dass das Sexualzentrum im Gehirn mehr Hormone freisetzt. Diese veranlassen die Bildung von Östrogen in den Eierstöcken.