Die Geburt

Ab dem 146. Tag der Tragzeit kann die Geburt jederzeit bevorstehen. Deswegen sollten Halter*innen nun besonders auf Hygiene im Stall achten: gründlich ausmisten oder frisch einstreuen.

Verhalten kurz vor der Geburt

Man kann den Geburtszeitpunkt zwar nicht genau vorhersehen, aber es gibt ein paar Anzeichen dafür:

  • Schamgegend ist weich und gut durchblutet und die Scheide schwillt an
  • Euter ist angeschwollen
  • Lämmer haben sich gesenkt
  • Die Ziege hört auf zu fressen und entfernt sich von der Herde
  • Sie legt sich öfters kurz nieder
  • Die Ziege leckt Euter und Schwanzgegend
  • Meckert so wie sie später das Lamm ruft

Der Geburtsvorgang

Während der Geburt ist es besonders wichtig, dass die Halter*innen im Hintergrund bleiben. Normalerweise schaffen Ziegen die Geburt alleine. Man kann die Geburt aus einer Entfernung aber schon überwachen. Laute Geräusche und Hektik sind auf jeden Fall zu vermeiden.

Die Geburt beginnt mit der sogenannten Austreibungsphase. Dabei beginnen die Wehen und die äußere Fruchthülle platzt. Dann kann man auch schon Körperteile des Lamms sehen. Das Lamm befindet sich in einer Fruchthülle, die mit Schleim gefüllt ist. Diese ist ebenfalls in einer Fruchthülle, die wiederum gelblich-braunes Fruchtwasser enthält. Wenn nun die äußere Fruchthülle geplatzt ist, erscheinen normalerweise die Vorderklauen, die Vorderbeine und der Kopf, der darauf liegt. Bei regelmäßigen Wehen müssen Halter*innen nicht eingreifen. Auch nur kleine Fortschritte sind normal. 

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Der schwierigste Teil der Geburt ist der Kopf. Ist dies geschafft, erfolgt zunächst eine kurze Pause. Nachdem das Lamm geboren wurde, steht die Ziege auf. Durch das Aufstehen reißt die Nabelschnur. Bei erfahrenen Ziegen dauert die Geburt maximal eine Stunde. Bei unerfahrenen dauert sie etwas länger. Meist aber nicht mehr als drei Stunden.

Nach der Geburt

Nach der Geburt leckt die Ziege ihr Lamm trocken. Das Lamm versucht aufzustehen und vom Euter der Mutter zu trinken. Während des Trinkens leckt die Ziege das Hinterteil ihres Lamms. Das Lecken ist wichtig für neugeborene Lämmer: Es ist kreislauf- und verdauungsanregend. Außerdem ist der Schleim auch gut für die Mutter, weil er die Nachgeburt auslöst und die Gebärmutter zusammenzieht. 

Wenn die Ziege ihr Lamm leckt, wird der Kreislauf und die Verdauung des Lamms angeregt.

Die erste Milch, die das Lamm zu sich nimmt, nennt man Biestmilch oder Kolostrum. Sie enthält viele Abwehrstoffe, Mineralstoffe, Fette, Eiweiße und Vitamine. Deswegen ist sie für das Neugeborene auch lebenswichtig.

In den ersten Stunden nach der Geburt wird die Bindung zwischen Mutter und Lamm aufgebaut. Man sollte versuchen, die Tiere während dieser Zeit nicht zu stören. Manchmal muss man aber in den Stall, um das Euter zu kontrollieren, die Nachgeburt zu entfernen oder den Nabel zu desinfizieren. Das macht man dann am besten, bevor sich das Lamm zum Schlafen hinlegt. Wenn die Nachgeburt nicht ab geht, kann man diese verkürzen. Diese herauszuziehen ist nicht zu empfehlen, weil das Risiken birgt. Der*Die Tierarzt*in wird dann benötigt, wenn die Nachgeburt auch nach zwölf Stunden noch nicht abgefallen ist.

Wenn Ziegen zum ersten Mal gebären, wissen sie danach manchmal nicht, was sie mit dem Lamm tun sollen. Dann kann man helfen und das Lamm mit Hafer überstreuen. Die Mutter wird das Lamm dann ablecken. Ist es im Stall sehr kalt und das Lamm kann nicht aufstehen, können es die Halter*innen selbst abreiben und zum Euter der Mutter führen.

Komplikationen bei der Geburt

Komplikationen treten im Normalfall und bei artgerechter Haltung der Ziegen nicht auf. Bekommen die Tiere allerdings nur wenig Bewegung und halten sich nur im Stall auf, kann dies zu Problemen führen. In diesem Fall ist es ratsam, eine*n Tierarzt*in schon vor der Geburt anzufordern. Muss man selbst eingreifen, so müssen die Hände sehr sauber sein. Keime in der Gebärmutter oder in der Nase und im Mund des Lamms sind gefährlich.

Befindet sich das Lamm im Mutterleib in der Normallage und ist eine halbe Stunde lang kein Fortschritt zu erkennen, kann man helfen. Herausziehen darf man das Lamm aber nur, wenn es richtig liegt und die Wehen nicht stark genug sind. Halter*innen dürfen dann nur mit der Wehe ziehen und nur abwechselnd an den Beinen. Nicht am Kopf ziehen! Die andere Hand sollte gegen die Schamlippen und den Damm drücken. Bevor man aber über das Herausziehen nachdenkt, kann man auch etwas anderes probieren. Man kann vorerst die dünne Haut der Schamlippen mit den Händen gegen den Kopf des Lammes drücken.

Wenn das Lamm in der Hinterendlage liegt, sieht man nur zwei Beine und die Klauenspitzen zeigen nach unten. Hier ist es wichtig, dass die Geburt schnell geht. Der Nabel reißt in dieser Lage nämlich ziemlich schnell. Wenn der Nabel reißt, wird die Atmung des Lammes ausgelöst, das dann Fruchtwasser einatmet.

Sieht man nur den Kopf und die Vorderbeine zeigen nach hinten, so muss man das Lamm im Mutterleib korrigieren. Das sollte aber niemals ein Laie, sondern immer der/die Tierarzt/in tun.

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Versorgung von Mutter und Neugeborenem

In der ersten Zeit gehört das Euter kontrolliert. Wenn das Euter nachdem das Lamm getrunken hat noch zu voll ist, muss es abgemelkt werden. Leer soll es aber nicht sein. Auch kann die Milch anfangs etwas blutig sein. Das ist kein Grund zur Sorge. Im Drüsengewebe ist wahrscheinlich ein Äderchen geplatzt.

Das Euter kann sich allerdings entzünden, wenn Erreger beispielsweise über die Zitzen eindringen. Bei einer akuten Entzündung verändert sich die Milch, das Euter ist angeschwollen und heiß. Manchmal fressen die Ziegen dann auch weniger. Die brandige Euterentzündung ist sehr gefährlich. Die Zitzenbasis färbt sich dabei blau ein. Wenn die Ziege nicht rechtzeitig behandelt wird, stirbt sie. Bei einer chronischen Entzündung wird die Milch flockig, es bilden sich Knoten und das Eutergewebe verhärtet sich. In allen Fällen ist unbedingt ein*e Tierarzt*in aufzusuchen.

Grundsätzlich ist darauf zu achten, dass es zu keinen Euterverletzungen kommt. Vor allem, wenn die Lämmer größer werden, zerbeißen sie die Zitzen. Kommt das vor, so müssen die Lämmer von der Mutter getrennt werden. Das Euter muss auch beobachtet werden, wenn die Ziege nur ein Lamm hat. Dieses trinkt meistens nur auf einer Seite, was zu einem schiefen Euter führen würde. Deswegen müssen Halter*innen die andere Seite regelmäßig melken.

Die erste Milch verklebt den Lämmern oft Scheide und After. Meistens leckt dies die Ziege ab. Geschieht das nicht, so muss das Verklebte vorsichtig entfernt werden. Wenn es hart wird, ist der schwarze Kot (Darmpech) nur schwer zu entfernen.