Infektionen

Blauzungenkrankheit

Die Blauzungenkrankheit ist zwar meldepflichtig, stellt für den Menschen aber keine Gefahr dar. Sie wird durch Viren ausgelöst, die von Gnitzen in das Blut der Ziegen transportiert werden. Die Inkubationszeit beträgt bei dieser Krankheit zwei bis 14 Tage. Vorbeugend können Halter*innen ihre Ziegen impfen lassen. Dafür ist eine Grundimmunisierung in Form von zwei Impfungen im Abstand von ungefähr einem Monat notwendig. Danach muss jährlich eine Auffrischungsimpfung verabreicht werden.

Symptome der Blauzungenkrankheit sind Fieber, Atembeschwerden, Nasenausfluss und Ödeme an Augenlidern, Ohren und Lippen. Daneben sind die kranken Ziegen schläfrig, haben Schmerzen und eine blauviolette Zunge. Außerdem steigen das Risiko einer Fehlgeburt und die Anzahl der Lämmer mit Missbildungen. Die gefährlichen Gnitzen sind hauptsächlich zwischen der Abend- und der Morgendämmerung im Freien. Daher sollten Halter*innen ihre Ziegenherde nicht zu früh auf die Weide und nicht zu spät zurück in den Stall bringen. Bei einer Infektion kann nur ein*e Tierarzt*in helfen. Die Ziegen bekommen Antibiotika und schmerzstillende Medikamente.

Caprine Arthritis Enzephalitis (CAE)

Der Erreger von CAE gehört zu den Lentiviren. CAE ist eine sehr heimtückische Krankheit. Vor allem deswegen, weil es weder eine Impfung noch eine Behandlung dagegen gibt. Darüber hinaus kann die Inkubationszeit Monate bis Jahre betragen. Trotzdem haben ungefähr 70% der betroffenen Ziegen keine Symptome. CAE verursacht langsam fortschreitende Entzündungen. Aufgrund derer kommt es zu Veränderungen des Vorderfußwurzelgelenks, der Sehnenscheiden, Gelenke und der Schleimbeutel.

Die Entzündungen bewirken, dass sich die Ziegen weniger bewegen wollen und viel liegen. Außerdem fressen sie weniger, weshalb sie abmagern und auch die Milchleistung geht zurück. Es kann auch zu Euterentzündungen und Fruchtbarkeitsstörungen kommen. Wie bei anderen Infektionen ist auch hier die Widerstandskraft gegen andere Krankheiten geschwächt. Haben sich eine oder mehrere Ziegen mit CAE infiziert, so sind diese sofort von den gesunden Tieren zu trennen!

In der Herdbuchzucht gibt es CAE-Sanierungsstrategien, bei denen Blutuntersuchungen vorgenommen werden. Wird das Blut der Ziegen regelmäßig untersucht und konsequent gehandelt, so können Halter*innen den Status “CAE-unverdächtiger Ziegenbestand” bekommen. Natürlich dürfen die Ziegen dann auch nur Kontakt zu Ziegen aus anderen CAE-unverdächtigen Beständen haben.

Euterentzündung (Mastitis)

Eine Euterentzündung oder Mastitis entsteht einerseits aufgrund ruppigen Saugens der Lämmer und andererseits aufgrund von Verletzungen am Euter auf der Weide. Es kann aber auch ein schmutziger Stall Ursache für eine Euterentzündung sein. Das Euter von betroffenen Ziegen ist dann größer, fest und rot. Die Ziegen zittern auch oft und haben hohes Fieber. Außerdem ist die Milch eitrig und blutig. Einer Mastitis können Halter*innen vorbeugen, indem sie auf Hygiene im Stall und beim Melken achten und letzteres auch korrekt ausführen.

Lippen- und Maulgrind

Lippen- und Maulgrind ist eine Viruskrankheit und auf Menschen übertragbar. Die Inkubationszeit beträgt drei bis acht Tage. An Maulgrind erkrankte Ziegen können nur von einem*r Tierarzt*in behandelt werden. Zur Behandlung von hartem Lippengrind kann man eine Wundsalbe verwenden.

Bei dieser Krankheit entstehen auf fellfreien Stellen am Körper der Ziege Bläschen und Krusten. Diese können einen Durchmesser von 1,5 cm haben. Betroffen sind das Euter, die Klauen und Fesseln und der Kopf. Der Maulgrind betrifft die Maulhöhle und die Zunge. Dort können auch Sekundärinfektionen entstehen und eiternde Wunden mit sich bringen. Schlechte Stallhygiene fördert den Lippen- und Maulgrind.

Lungenentzündung

Bei einer Infektion mit Lungenentzündung sind Ziegenlämmer besonders gefährdet. Die Krankheit wird meist von einem Virus ausgelöst. Sie kann aber auch aufgrund von Lungenwürmern, einer starken Erkältung oder Fremdkörpern in der Lunge auftreten.

Die erkrankten Ziegen haben Husten, Fieber und können nur schlecht atmen. Weitere Symptome sind wässriger Nasenausfluss und Schaum vor dem Maul. Einer Lungenentzündung kann einfach vorgebeugt werden. Die Halter*innen müssen darauf achten, dass der Ziegenstall trocken und dazu luftig, aber zugfrei ist. Man kann auch Mineralstoffe in Form von Pulver dem Saftfutter beimengen. Ein*e Tierarzt*in diagnostiziert eine Lungenentzündung durch Abhorchen und verschreibt meist Antibiotika.

Maul- und Klauenseuche

Die Maul- und Klauenseuche ist dem Lippen- und Maulgrind sehr ähnlich, weshalb die Krankheiten von Unkundigen oft verwechselt werden. Diese Erkrankung wird von Viren verursacht. Die Inkubationszeit beträgt zwei bis 14 Tage. Die Maul- und Klauenseuche ist sehr ansteckend und deshalb auch meldepflichtig. Es ist also besonders wichtig, bei einem Verdachtsfall sofort eine*n Tierarzt*in zu benachrichtigen.

Wie beim Lippen- und Maulgrind entstehen bei dieser Krankheit Bläschen. Diese befinden sich hauptsächlich an den Hufen und im Klauenspalt. Sie können aber auch an den Lippen und der Maulschleimhaut vorkommen. Dort fallen sie dann etwas schwächer aus. Wenn sich die Bläschen an den Hufen befinden, fangen die Ziegen an zu lahmen. Außerdem schmatzen und speicheln die betroffenen Tiere viel und fressen wenig. Auch Durchfall, Trägheit und eine zurückgehende Milchleistung können Symptome sein. Bei Ziegenlämmern kann auch oft Fieber vorkommen.

Moderhinke

Die Moderhinke wird durch Bakterien verursacht und ist höchst ansteckend! Daher müssen Halter*innen die betroffenen Ziegen unverzüglich von den gesunden trennen.

Schlecht gepflegte Klauen und ein nasser oder schlammiger Boden begünstigen die Entstehung dieser Krankheit. Daher ist eine gute Klauenpflege äußerst wichtig, um eine Moderhinke zu verhindern. Die Infektion wird mit Antibiotikum oder einer Zinksulfat-Lösung behandelt, die man direkt auf die Klaue auftragen muss.

Pseudotuberkulose

Die Pseudotuberkulose ist auch für Menschen ansteckend. Dazu kommt noch, dass sie nicht heilbar ist und es folglich keine wirksamen Behandlungsmöglichkeiten gibt. Daher ist es von größter Wichtigkeit, dass Halter*innen im Falle eines Krankheitsausbruchs den Stall besonders gut reinigen und desinfizieren.

Bei dieser Krankheit kommt es zu einer chronischen Entzündung der Lymphgefäße und -knoten. Sie zeigt sich dadurch, dass sich die Lymphknoten vergrößern. Im Verlauf der Krankheit entwickeln sich die Entzündungen zu Abszessen. Diese brechen auf und Eiter tritt aus. Im Eiter befinden sich sehr viele Krankheitserreger. Wenn die erkrankten Tiere den Eiter im Stall verteilen, so können sich die anderen Ziegen sehr leicht mit Pseudotuberkulose infizieren. Deswegen müssen Halter*innen die kranken Ziegen schnell isolieren.

Hier gibt es einen inneren und einen äußeren Verlauf: Den inneren Verlauf kann man erst bei der Schlachtung sehen. Der äußere Verlauf betrifft die Abszesse an den Lymphknoten. Diese treten zwei bis sechs Monate nach der Infektion auf. Besonders betroffene Körperstellen sind die Schulter, der Kopf und der Hals. Neben den Abszessen und den geschwollenen Lymphknoten gehören auch Abmagerung und eine sinkende Milchleistung zu den Symptomen.

Schmallenberg-Virus (SBV)

Das Schmallenberg-Virus ist zwar eine meldepflichtige Krankheit, aber nicht auf den Menschen übertragbar. Über die Krankheit ist generell noch sehr wenig bekannt. Jedoch weiß man, dass Insekten, besonders Gnitzen, SBV übertragen können.

Erkranken trächtige Ziegen zu einem bestimmten Zeitpunkt der Trächtigkeit an SBV, so kann es zu Totgeburten oder schweren Missbildungen bei den Ziegenlämmern kommen. Danach sind die Mutterziegen immun. Die Dauer des Immunschutzes kann man allerdings noch nicht abschätzen.

Das Risiko einer Infektion können Halter*innen minimieren, indem sie trächtige Ziegen am Abend frühzeitig in den Stall bringen. Außerdem kann man versuchen, die Ziegen erst in der späteren Jahreszeit decken zu lassen.

Scrapie

Scrapie kennt man eher als Krankheit der Schafe und ist nach derzeitigem Wissensstand nicht auf Menschen übertragbar. In Deutschland ist Scrapie für Ziegen bedeutungslos und auch unter Schafen kaum verbreitet.

Aus dieser Krankheit ist die Rinderkrankheit BSE hervorgegangen. Schafkadaver, die mit Scrapie infiziert waren, wurden nämlich zu Tiermehl verarbeitet und als Rinderfutter bereitgestellt.

Anzeichen dieser Krankheit sind Schreckhaftigkeit, Scheue und Zähneknirschen. Daneben werden infizierte Tiere blind, sie lahmen und haben auch oft Schlucklähmungen. Im Spätstadium führt Scrapie zum Tod.

Tetanus

Tetanus ist eine Wundinfektion, die meist tödlich endet. Die Erreger können auch Menschen infizieren. Sie befinden sich in der Erde und im Mist. Bei einer Infektion verkrampfen sich die Muskeln und werden steif. Die Ziege nimmt dann auch die Sägebockstellung ein. Tetanus kann man einfach vorbeugen, indem man auf Sauberkeit achtet und gegebenenfalls desinfiziert. Das ist vor allem bei Wunden, bei der Kastration und bei der Geburt der Fall.