Ziegenleder und Ziegenfell

Ziegenleder

Es ist relativ schwer, Ziegenhaut selbst zu gerben. Deswegen sollte man das einem*r professionellen Gerber*in überlassen. Diese*r produziert dann daraus ein hochwertiges Leder. Ziegenleder steht in der Weltproduktion nach dem Rinds- und Schafsleder an dritter Stelle. Folglich macht es ungefähr 8-10% der Weltproduktion aus.

Obwohl es wertvoller als Schafsleder ist, ist es noch erschwinglich. Das Ziegenleder ist nämlich widerstandsfähig, aber fein und geschmeidig. Verwendung findet das Ziegenleder als Stuhlauflage, Bettvorleger, Tasche und auch als Schuhe, Handschuhe und Bekleidung. Außerdem gibt es verschiedene Arten des Ziegenleders, die jeweils für unterschiedliche Produkte besser geeignet sind:

  • Ziegenvelours: Das Ziegenvelours ist ein Rauleder und wird für Jacken, Röcke und auch Lederhosen gebraucht. Es ist also sehr bequem und fein.
  • Schwanenleder: Das Schwanenleder stammt nicht vom Schwan, sondern von der Ziege. Früher wurde es für die Produktion von Fächern verwendet.
  • Zickelleder: Das Zickelleder stammt vom Jungtier. Es wird zur Herstellung von Glacéhandschuhen verwendet. Daneben besteht auch die Membran im Orgelbau oft aus Zickelleder.
  • Chevreau: Das ist ein Sammelbegriff. Er meint sehr feines, chromgegerbtes und glanzgestoßenes Leder. Die Qualität schwankt allerdings von Produkt zu Produkt. Das liegt am Altersunterschied der Tiere. Dieses edle Leder wird für feine Schuhe verwendet.
Für Lederhosen wird oft Ziegenvelours verwendet.

Ziegenfell bzw. Ziegenwolle

Das Haar der Ziegen ist ein Haargarn, welches zu den ältesten natürlichen Spinnstoffen der Welt gehört. Man unterscheidet zwischen dem groben und dem feinem Ziegenhaar. Das grobe Ziegenhaar ist lang, hart und stammt von den Schurhaaren der normalen Ziegen. Das feine Ziegenhaar hingegen gewinnt man von der Angoraziege und der Kaschmirziege.

Bodenbeläge aus grobem Ziegenhaar schlucken gut Schall und sind sehr strapazierfähig. Außerdem wirkt sich das Ziegenhaar auf die Luftfeuchtigkeit und das Klima eines Raumes positiv aus.

Mohair

Mohair wird aus dem Haar der Angoraziege gewonnen. Achtung: Die Angorawolle stammt vom Angorakaninchen! Mohair ist sehr teuer und wird hauptsächlich in Südafrika produziert. Weitere Produktionsländer sind die Türkei und Australien. Die Angoraziegen schert man zweimal im Jahr. Davon bekommt man durchschnittlich 2,5 bis 4 kg weißes Mohair pro Jahr. Aus Mohair kann man Teppiche, Kissen, Decken, Kuscheltiere und auch Kleidung herstellen. Da die Wolle aber sehr empfindlich ist, soll man sie nicht über 30° waschen und auch nicht im Trockner trocknen. Direkte Sonneneinstrahlung ist für das Trocknen auch ungeeignet. Der Preis von Mohairwolle hängt einerseits vom enthaltenen Mohairanteil ab und andererseits vom Hersteller. So kann ein Pullover zwischen 100 und 300€ und ein Teppich zwischen 100 und 400€ kosten.

Kleidung aus Mohair ist sehr weich, aber nicht strapazierfähig.

Die Feinheit von Mohair wird in 3 Feinheitsklassen eingeteilt:

  • Kid (erste Schur 6 Monate nach der Geburt): sehr feines und hochwertiges Haar der Jungziegen, für Kleidung verwendet – 24 bis 29 Micron
  • Young Goat: das Haar ist etwas dicker30 bis 33 Micron
  • Adult: Haare von erwachsenen Ziegen, für Teppiche, Decken und Kissen verwendet – 34 bis 40 Micron

Micron ist eine Einheit zur Angabe der Feinheit von Fasern. 1.000 Mikron sind 1 Millimeter. Je größer die Micronzahl, desto gröber ist die Faser.

Die Tierrechtsorganisation PETA hat 2018 jedoch auf die tierquälerischen Praktiken bei der Produktion von Mohair in Südafrika aufmerksam gemacht. Daher ist es wichtig, auf artgerechte Tierhaltung zu achten, wenn man Mohair kauft. Dies kennzeichnen Zertifikate.

Das Mulesing ist zum Beispiel ein äußerst tierquälerisches Verfahren. Dabei wird die Haut um den Schwanz entfernt, ohne die Ziege zu betäuben. Das geschieht, um die Bildung von Fliegenmaden zu verhindern.

Eigenschaften von Mohair

  • Fein, weich und knitterfrei
  • Langlebig
  • Absorbiert Feuchtigkeit und ist gleichzeitig wasserabweisend
  • Wärmt im Winter und kühlt im Sommer
  • Antibakteriell
  • Nicht sehr strapazierfähig

Kaschmir

Kaschmir gewinnt man aus dem Unterhaar der Kaschmirziege. Die Hauptproduzenten sind China und die Mongolei, aber auch im Iran, Neuseeland und Australien finden sich Kaschmir-Produzenten. In Europa ist Schottland perfekt für Kaschmirziegen. Für die Haltung von Kaschmirziegen braucht es nämlich bestimmte Umweltbedingungen: eine Höhenlage von 4.000 Metern und harte Winter. Kaschmir ist eine Edelwolle, die es in den Naturfarben weiß, schwarz, grau und braun gibt. Pro Jahr produziert eine Kaschmirziege 200 g Wolle. Das Deckhaar der Ziege ist sehr robust, aus dem Unterhaar stellt man Kaschmir her:

  • Auskämmen: Kaschmirziegen werden nicht geschoren, weil das für sie wenig angenehm ist. Zum Schutz vor der Kälte entsteht die feine Wolle, die man dann am Ende des Winters oder Anfang des Frühjahrs auskämmt. Sie würde sowieso wegen der wärmeren Jahreszeit abgestoßen werden.
  • Danach wird die Wolle farblich sortiert und gewaschen.
  • Entgrannen: Hier wird das Deckhaar vom Unterhaar getrennt.
Die Kaschmirfaser darf maximal 19 Micron haben.

Kaschmir ist gewellt und elastisch, hell und fein. Hochwertige Kleidungsstücke wie Pullover, Mützen und Schals, aber auch Kissen und Decken kann man aus Kaschmir herstellen. Bis 30° kann man Kaschmir problemlos waschen. Beim Preis sind wiederum der Kaschmiranteil und der Hersteller maßgebend. Grundsätzlich ist Kaschmir eine der teuersten Wollen. Das kommt auch von der Verarbeitung und den strengen Haltungsbedingungen. Einen Kaschmirpullover bekommt man ab 200€, eine Decke ab 300€ und eine Mütze bereits ab 50€,

Die Feinheit der Fasern misst man in Micron. Die Kaschmirfaser muss unter 19 Micron bleiben. Die Textilverordnung 1007/2011 der EU regelt die Kennzeichnung von Textilien:

  • Mit Kaschmiranteil: mindestens 14.5% Kaschmir müssen im Produkt enthalten sein
  • Kaschmir: mindestens 85% Kaschmir sind enthalten
  • 100% Kaschmir: das Produkt muss zu 100% aus Kaschmirwolle bestehen

Auch Kaschmir wird wie Mohair mit tierquälerischen Prakitken in Verbindung gebracht. Ebenso spielen Umweltprobleme eine Rolle, weil die Hauptproduktion in Asien stattfindet. “The Good Cashmere Standard” (CGS) ist ein Siegel, das nachhaltigen Kaschmir kennzeichnen und fördern möchte.

Eigenschaften von Kaschmir

  • Lange Fasern
  • Schmutzabweisend
  • Reißfest
  • Gute Wärmedämmung
  • Weist Feuchtigkeit ab
  • Fasern sind fein und flexibel, weshalb man Kaschmirprodukte nicht bügeln muss
  • Nimmt Gerüche nicht auf
Einfach Ziegen halten: Alles zur artgerechten Haltung, Pflege und Zucht

Unser Buch:

Einfach Ziegen halten
Das kompakte Standard-Werk für alle, die mehr über artgerechte Haltung, Pflege und Zucht von Ziegen erfahren möchten.