Verhalten und Wesen der Ziegen

Die Ziege hat leider einen schlechten Ruf und wird mit vielen Vorurteilen bedacht. Schon allein im alltäglichen Sprachgebrauch ist das zu bemerken: “Meckern”, “zickig” und “Zicke” sind nicht gerade Komplimente. Im Mittelalter wurde der Teufel oft als Ziegenbock dargestellt und heute verschmähen manche das Fleisch und die Milch der Ziegen. Sie glauben, dass die Produkte streng schmecken und zäh sind. Der schlechte Ruf mag von der Vergangenheit kommen. Ziegen wurden nämlich meist in schlechten Zeiten gehalten wegen der frischen Milch. So wurde sie bald das Symbol der armen Leute.

Eigentlich sollte man ein anderes Bild von Ziegen haben. Sie sind die intelligentesten Wiederkäuer und sehr geschickt, wenn es heißt, über Gräben und Schluchten zu klettern. Ziegen können außerdem sehr viel lernen, verstehen Belohnungen und können ähnliche Symbole einordnen. Die Tiere sind zwar sehr eigenwillig, aber sie können sich auch schnell an neue Situationen anpassen. Daneben gibt es in einer Ziegenherde eine strenge Rangordnung.

Ziegen klettern gerne und können daher Hindernisse leicht überwinden.
Ziegen klettern gerne und können daher Hindernisse leicht überwinden.

Alle Ziegen haben individuelle Charaktere, die in ihrer Kindheit gestärkt werden oder auch nicht. Wichtig dabei ist das Verhalten der Mutterziege. Später ist auch das Verhalten der anderen Herdenmitglieder entscheidend, da Lämmer dieses nachahmen. Natürlich können Ziegen manchmal auch gereizt, aufgeregt und schlecht gelaunt sein.

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Rangordnung

Ziegen sind bekannt für ihre strenge Rangordnung. Es kann aber auch sein, dass sich die Herde auf der Weide in mehrere Gruppen aufspaltet. Später schließen sie sich dann aber wieder zu einer einzelnen, großen Gruppe zusammen.

Das Leittier oder Alpha-Tier ist meist eine erfahrene Ziege. Die restlichen Plätze in der Hierarchie sind hart umkämpft. Das ist vor allem dann zu beachten, wenn neue Tiere zu einer bestehenden Herde hinzukommen. Auch beim Fressen ist die Rangordnung von Bedeutung. Deshalb müssen Futtertrog und Raufe groß genug sein, damit jeder etwas abbekommt und es zu keinen Streitigkeiten kommt.

Es kann sein, dass sich die Rangordnung auf der Weide ein wenig auflöst.

Wie zeigt sich die Rangordnung?

Rangniedrige Ziegen wahren Distanz gegenüber ranghöheren Ziegen. Wird diese einmal unterschritten, so wird die Ranghohe Drohgebärden machen. Dabei hebt sie den Kopf, legt die Ohren nach hinten und manchmal steigt sie sogar auf die Hinterbeine. Die Rangniedrige wird dann entweder ausweichen oder, wenn sie streitlustig ist, den Kampf suchen. Zum Kampf kommt es meist aber nur dann, wenn die rangniedrige Ziege eine hierarchisch höhere Stellung erreichen will. Dann holt sie Schwung, indem sie sich auf ihre Hinterbeine stellt, und prallt mit dem Kopf der anderen Ziege zusammen. Hornlose Ziegen haben dabei das Problem, dass sie abrutschen. Deswegen beißen und schlagen sie sich auch. Die Einhaltung der Rangordnung garantiert Frieden und Harmonie im Stall.